Europa muss wieder selbst Chips herstellen!

25.07.2022
Halbleiterchips sind in praktisch allen elektronischen Geräte verbaut – von Laptops und Smartphones bis hin zu medizinischen Geräten und modernen Autos.

Wiewohl diese auf modernster Technik und Forschung beruhenden Elektronikteile durchaus in Europa produziert werden können, ist der Kontinent dennoch auf die Lieferung der benötigten Chips aus Asien angewiesen. 2021 brach der Import dieser Halbleiterkomponenten vor allem aufgrund der COVID-19-Pandemie massiv ein, was die industrielle Produktion fast vollständig lahmlegte. 1990 produzierten europäische Unternehmen noch 44 % aller Chips. Heute ist der Kontinent bei der Produktion dieser spezifischen und absolut unverzichtbaren Komponenten nur zu 10 % autark und so bekamen wir die extreme Abhängigkeit von den nicht in Europa ansässigen Produzenten, derer es zudem nur wenige gibt, deutlich zu spüren. Das muss sich ändern. Wir müssen die Halbleiterchipproduktion wieder nach Europa zurückholen.

Zumindest teilweise gelöst werden soll das durch das neue Europäische Chip-Gesetz, das darauf abzielt, den Marktanteil der europäischen Chipproduktion bis 2030 auf 20 % zu verdoppeln. Erreicht werden soll das durch eine Ausweitung der Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Innovation und Produktionsanlagen, wobei der Schwerpunkt auf der Herstellung der technologisch anspruchsvollsten und energieeffizientesten Halbleiterbauteile liegt. So wird Europa zu einem wettbewerbsfähigeren und stärkeren Akteur auf der internationalen Technologie- und Innovationsbühne.

Die insgesamt vorgesehenen 43 Milliarden Euro dürften dafür allerdings nicht ausreichen, da allein der Bau einer modernen Chipfabrik rund 20 Milliarden Euro kostet. Es wäre daher sinnvoll, das bereitgestellte Geld vor allem in Forschung und Entwicklung zu investieren. Europa ist bereits in einigen Bereichen der technologischen Forschung weltweit führend – beispielsweise dank dem niederländischen Unternehmen ASML, das Fotolithografiesysteme für Computerchips entwickelt. In Anbetracht der gegenüber asiatischen Firmen wesentlich höheren Kosten für den Bau und Betrieb von Fabriken in Europa müssen wir den Fertigungsunternehmen selbst wesentlich mehr Mittel bereitstellen, um sie zu einer Produktionsverlagerung nach Europa zu bewegen. Wenn Europa tatsächlich bis 2030 stark und grün sein will, müssen wir auch technologische Innovationen um ein Vielfaches stärker unterstützen. Deshalb setze ich mich für eine deutliche Aufstockung der Mittel im Rahmen des Europäischen Pakts für Forschung und Technologie ein!